BR Klassik

2015 tauchte eine junge Musikerin aus Norwegen unvermittelt in der internationalen Szene auf – mit radikal leisen Tönen, die etwas völlig Eigenes hatten. Ihr Name: Mette Henriette Martedatter Rolvag. Kurz: Mette Henriette. Jetzt hat sie ein auf sehr leise Art spannendes neues Album gemacht: "Drifting". Hier dreht die Saxophonistin den Regler noch etwas leiser.

Töne wie ein sanfter Lufthauch. Musik, die sich ganz sacht bewegt. Und die oft verharrt, als Einladung an die Zuhörenden. Etwa: Komm doch näher. Trau dich. Ich werd' schon nicht laut.


SELTENE BESETZUNG: SAXOPHON, KLAVIER, CELLO

Eine seltene Besetzung: Saxophon, Klavier – und Cello. Es ist das Trio der norwegischen Saxophonistin Mette Henriette. Und man muss oft ganz genau hinhören: Ist das wirklich ein Saxophon? Denn manchmal lässt die Musikerin ihr Instrument wie eine Querflöte klingen.

ERFRISCHEND VIEL LUFT ZWISCHEN DEN TÖNEN

Ein Spiel der Klangfarben, der Verwandlungen. Und der ganz sanften Überlagerungen. Schon bei ihrem Debütalbum "Mette Henriette" vor sieben Jahren hat die 1990 geborene Saxophonistin und Komponistin unter anderem mit dieser Instrumentenkombination für gespitzte Ohren gesorgt. Doch jetzt dreht sie den Regler noch ein Stückchen weiter runter, lässt noch ein bisschen mehr Luft zwischen die einzelnen Töne.

DIE FLÜCHTIGKEIT DER MOMENTE

Dieses Album mit Mette Henriette am Tenorsaxophon, Johan Lindvall am Klavier und Judith Hamann am Cello birgt viele Momente leiser und besonderer Schönheit. Und macht Stück für Stück vor allem die Flüchtigkeit solcher Momente spürbar. Nein, diese Töne kommen nicht genauso oder fast genauso nochmal, damit man sie sich besser einprägen kann. Sie tauchen auf und gehen wieder.

TÖNE FÜR EINE ZEIT, DIE DEN ATEM ANHÄLT

Da hilft alles nichts: Hinhören, dabei bleiben, keine Sekunde verpassen. 15 unterschiedlich kurze Stücke sind auf dem Album, und die Musik wird nicht langweilig, weil sie so viele Nuancen hat. Zwischendurch werden die Töne dann fast schon mal handfest. Dann spielt das Tenorsaxophon kein Versteckspiel mehr, sondern ist klangvoll da. Und dennoch auch in diesen Fällen: eine Musik mit vielen Schattierungen, in der die einzelnen Instrumente unablässig auf die jeweils anderen zu antworten scheinen. Ein Miteinander, ein Ineinander. Jazz-Kammermusik. Auch wenn diese Saxophonistin eine solche Ästhetik schon länger verfolgt: Gerade jetzt könnte ihre Musik nicht aktueller sein. Auf sehr leise Art eindringliche Töne für Menschen, die den Atem anhalten in einer Welt, die sich ins Ungewisse bewegt. Die Schönheit dieser Musikstücke hat dabei etwas eigenwillig Tröstliches.

— Roland Spiegel, BR Klassik

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